Der Junge Chor Aachen Der Junge Chor Aachen Fritz ter Wey, op. 1 (1966)

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Konzert vom 21.08.2000

Aachener Zeitung vom 23.08.2000

Eindrucksvolles Werk

Junger Chor Aachen führt Stück von Poos auf

Aachen. Wenn es um moderne A-cappella-Chormusik geht, ist der Junge Chor Aachen unter Leitung von Fritz ter Wey weit und breit konkurrenzlos. Das demonstrierte er einmal mehr mit einem Konzert in der Nikolauskirche, in dessen Mittelpunkt die große Gestalt des ersten und grundlegenden Theologen des Christentums, Paulus, stand. Hauptwerk war die Sinfonia sacra "Epistolae" des 1928 geborenen Heinrich Poos. Es gehört für einen Gegenwartskomponisten Mut dazu, längere Passagen aus den Briefen des Apostels Paulus in Musik zu setzen. Wer ist diesen gewaltigen Texten schon gewachsen? Das Werk von Poos gliedert sich in drei Sätze, die mit Intermedien verbunden sind. Der erfahrene, auf ein imponierendes chorisches Lebenswerk zurückblickende Komponist schreibt einen klangvollen, harmonisch geschärften Chorsatz, der sich vornehmlich auf betont textgebundene, aufgelockerte Homophonie stützt. Deklamatorisches wechselt mit Choralartigem, eine breit gefächerte Dynamik sorgt für Steigungen und Aufgipfelungen, wobei an die Intonationssicherheit des Chores hohe Ansprüche gestellt werden. Am meisten überzeugen, zumindest bei einmaligem Hören, die kürzeren Eckteile, während es fraglich erscheint, ob für die Bewältigung des langen, textreichen Mittelteils die kompositorische Phantasie Poos' ausreicht. Vor allem die Aussagen über die Liebe, eine der schönsten Stellen des Neuen Testaments, wirkten eher referierend. Dennoch: ein eindruckvolles Werk, höchst eindrucksvoll geboten. Für den reichen Beifall, der eine Wiederholung des Schlussteils bewirkte, konnte sich der Komponist persönlich bedanken.

Dynamisch flexibel und sehr locker gesungen

Benutzte Poos die lateinische Vulgata, so griff der 1933 geborene Egil Hovland, dessen "Saul" den Bericht der Apostelgeschichte über die Bekehrung des Paulus zugrunde liegt, den deutschen Text, der zu statischen Klängen des Chores von einem Sprecher vorgetragen wird. Erst der breit angelegte Schluss zu den Worten "Saul, warum verfolgst zu mich?" führt zu einer wirkungsvollen Steigerung. Eine in ihrer Knappheit fesselnde Arbeit. Dazwischen stand Bachs Doppelchor-Motette "Der Geist hilft uns'rer Schwachheit auf". Ter Wey ließ sie sehr locker, dynamisch flexibel singen, wodurch die Polyphonie des Chorsatzes ungemein transparent wurde. Wenn der Junge Chor "chorerfahrene Tenöre" sucht - welcher nichtprofessionelle Chor sucht sie nicht? - so machte sich der Mangel allenfalls hier bemerkbar. Hae-Kyung Jung spielte souverän Orgelstücke von Seller und Messiaen.


Stand: 2007-04-01, Webmaster, Copyright © 2000-2007 der junge chor aachen e.V.