Der Junge Chor Aachen Der Junge Chor Aachen Fritz ter Wey, op. 1 (1966)

Presse 2001

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Konzert vom 10.06.2001

Aachener Nachrichten

Junger Chor Aachen: Werke von Pepping, Hindemith und ihren Schülern

Musikalische Ehrenrettung

Aachen. Der Chormusik des 20. Jahrhunderts von Pepping, Distler und Hindemith haftet noch immer der Beigeschmack spröder Trockenheit an. Dass das Publikum so der teilweise wertvollen Musik Unrecht tut, hat Fritz ter Wey mit seinem Jungen Chor Aachen wiederholt bewiesen.
Gleichwohl erwies sich die Konzentration auf die Meister-Schüler-Paare Pepping-Poos und Hindemith-Genzmer im neuesten Programm des Chores nicht gerade als Publikumsmagnet. So schwach besucht wie am Sonntag Abend war die Aula Carolina lange nicht bei einem ter-Wey-Konzert. Dabei war auch dieser Abend geeignet, unberechtigte Vorurteile auszuhebeln.
Die drei gewählten Madrigale von Ernst Pepping, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, entfalten in ihrem hymnischen Gestus bisweilen eine geradezu mitreißenden Schwung. Freilich auch einen Glaubensoptimismus, der angesichts des Entstehungsjahres 1937 auf heutige Gemüter anachronistisch wirken mag.

Verwaschene Akustik

Eine noch differenzierte klangliche Leuchtkraft fordert der Pepping-Schüler Heinrich Poos dem Chor ab, dessen "Epistolae" 2000 vom Jungen Chor mit großem Erfolg uraufgeführt wurden. Aus dem 30-minütigen Gesamtwerk wiederholte ter Wey zwei Teile, deren klangliche Subtilität in der Aula Carolina allerdings nur zum Teil hörbar wurde. [...]
Auch mit seinem Einsatz für Paul Hindemith wirkt ter Wey manchem Klischee entgegen. Die sechs Chansons auf Texte von Rainer Maria Rilke etwa gehören zum Zartesten und Sinnlichsten, was Hindemith je komponierte. Da gebärdet sich sein Schüler Harald Genzmer in seinen Hölderlin-Chören schon eine Spur spröder: Gleichwohl: der chorisch wie immer sauber vorbereitete Abend kam einer Ehrenrettung für ein ebenso dankbares Kapitel neuerer Chormusik gleich und hätte ein volles Haus verdient gehabt.


Aachener Zeitung

Dichte Atmosphäre im Neonlicht

Junger Chor Aachen in der Aula Carolina - Starke Lyrikinterpretationen

Aachen. Wenn sich Fritz ter Wey und der Junge Chor Aachen mit ihrem ureigensten Anliegen präsentieren - der A-cappella-Chormusik des 20. Jahrhunderts -, locken sie nicht unbedingt Massen in die Konzertsäle.
Bei einem so akademischen Titel wie "Meister-Schüler" erwartet selbst der härtest gesottene Fan erst einmal Trockenes. Darum erklärte ter Wey die Idee des Programms, wobei es ihm in der Kürze nicht leicht fiel, das Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen Ernst Pepping und Heinrich Poos sowie Paul Hindemith und Harald Genzmer an Hand der ausgewählten Musik zu verdeutlichen.
Spannender wurde da schon die Bemerkung zur Stellung Peppings und Hindemiths in der NS-Zeit in ihrem Lavieren zwischen Anpassung, innerer und äußerer Emigration und Protest, wobei man sich immer fragen kann, ob Pepping unter einem anderen Regime wirklich weniger spartanisch geschrieben hätte. Liebhaber von keuscher Spröde kamen auf ihre Kosten. Dem Chor aber schienen die weit facettenreicheren Paulusbrief-Vertonungen von Poos, die er letztes Jahr uraufführte, eher zu liegen; er fand von einem geraden, gläsernen, fast engen Klang zu deutlich mehr Kraft und Glanz.
Das enorme Potenzial dieses vielfach ausgezeichneten Kammerchors wurde aber eigentlich erst im zweiten Programmblock deutlich: Er lieferte technisch saubere und musikalisch tief gehende Interpretation ausgewählter Lyrik Hölderlins, Rilkes und Mörikes in Vertonungen von Hindemith und Genzmer und schuf damit dichteste Atmosphäre sogar in der neonbeleuchteten Aura einer elitär besetzten Aula Carolina.


Konzert vom 18.11.2001

Aachener Zeitung vom 20.11.2001

Eine sensationelle Eliteformation

Junger Chor begeistert beim Konzert zum 35-jährigen Bestehen

von Alfred Beaujean

Aachen. Zu seinem Jubiläumskonzert anlässlich des 35-jährigen Bestehens hatten sich Fritz ter Wey und sein Junger Chor Aachen etwas besonderes ausgedacht: eine Aufführung des Deutschen Requiems von Brahms in einer von fremder Hand hergestellten Fassung, die den orginalen Orchesterpart durch zwei Klaviere und Pauken ersetzte. Über die künstlerische Legitimität eines solchen Unterfangens kann man natürlich geteilter Meinung sein. Die gegenwärtigen und aus ganz Deutschland hergekommenen ehemaligen Mitglieder des Chores, in jahrelangem Umgang mit schwieriger alter und neuer A-cappella-Literatur an musikalischer Intelligenz geschärft, hätten auch zweifellos ein anspruchsvolles A-cappella-Programm zu diesem Anlass auf die Beine gestellt. Das wäre künstlerisch legitimer gewesen, hätte aber vermutlich die Kirche St. Paul nicht in dem Maße gefüllt, wie es nunmehr der Fall war.
Das Brahms-Requiem, noch jüngst im Dom in seiner Orginalgestalt mit dem Limburgischen Symphonieorchester erklungen, ist immer noch ein Magnet, der zieht, auch wenn das Werk in verdünnter Klanggestalt geboten wird, wie es hier der Fall war. Klaviere können halt kein Brahm-Orchester ersetzen. Allerdings bezieht sich die "Verdünnung" keineswegs auf den Chor. Was sich dort vor dem Hochaltar präsentierte, war eine Eliteformation, deren klangliche Schönheit und Ausgeglichenheit sensationell genannt werden muss, zumal sie die hallige Kirchenakustik noch zusätzlich trug. Ter Wey wusste die dynamischen Möglichkeiten dieser mehr als 100 Sängerinnen und Sänger umfassenden Gemeinschaft wohl zu nutzen. Rein chorisch war die Aufführung eine Ereignis. Dass die beiden Solisten, der Bariton Florian Prey und die Sopranistin Cornelia Samuelis, nicht ganz mithalten konnten, lag nahe, zumal sich der Klavier-"Ersatz" in den Solostellen am peinlichsten bemerkbar machte, während in den großen Chorsätzen die chorische Klangpracht zumeist überdeckte. Vorausgegangen waren vier Sätze aus einer Messe für Chor und Orgel des 1991 gestorbenen Komponisten Jean Langlais, gesungen vom Jungen Chor in seiner gegenwärtigen Formation. An der Orgel assistierte zumeist klanggewaltig Walter Brouwers. Sehr viel Beifall seitens des großen Auditoriums.


Konzert vom 22.12.2001

Aachener Nachrichten

Der junge Chor machte mit seinem Konzert Lust auf Weihnachten

Klangglocke der Stimmen

von Maria Pakura

Aachen. Ein akustisches Erlebnis der besonderen Art war das Weihnachtskonzert des Jungen Chores Aachen. Nicht nur wegen der schönen Simmen der Sänger, sondern auch wegen der vielen "Aufstellungs-Variationen".
Der Begründer und Leiter des Jungen Chores Aachen, Fritz ter Wey, hatte sich für das post-mittelalterliche deutsche Weihnachtslied "Personent hodie" etwas Ausgefallenes einfallen lassen: Alle Sängerinnen stellten sich links, alle Sänger rechts entlang den Bankreihen in der Aachener Nikolauskirche. So sangen die Chormitglieder weit verteilt in einem Dialog und verzauberten die Zuhörer mit einem neuen Klangerlebnis. Denn da die Stimmen nicht wie gewohnt kompakt und frontal an das Ohr drangen, sondern von allen Seiten, schienen die Töne wie eine Glocke über dem Publikum zu schweben.
Die Einleitung des Weihnachtskonzerts des Jungen Chors war ebenso überraschend gewesen wie jenes zweite Lied. Die "Messe Solennelle" von Jean Langlais hat der Chor, begleitet vom Organisten Ulrich Peters, von der Orgelempore gegesungen. Als ohne einleitende Worte das "Kyrie" der Messe über den Köpfen der Zuhörer angestimmt wurde, drehte sich so mancher erstaunt um, um zu sehen ob der Wohlklang schon zum Konzert gehörte.

Buntes Potpourrri

Dann platzierte der Chor sich wie gewohnt vor dem Altar. Mit einem bunten Potpourri aus deutschen und englischen Traditionsliedern wie "Hark! The herald angels sing", "Tochter Zion", "Freu dich Erd und Sternenzelt" und "The first nowell" erweckten die Sänger Vorfreude auf das bevorstehende Weihnachtsfest.
Ein ungewöhnlicher Hörgenuss waren wie "Julsang" oder "Det brinner en stjärne". Bei diesen melancholischen Lieder kamen die hervorragenden Solisten zum Zuge. Klingt schon der Chor als Ganzes mit seinen sehr jungen, agilen und weichen Stimmen regelrecht ans Herz, so tun es die Solisten doppelt. Vor allem von den kristallklaren Sopran-Stimmen konnte der Zuhörer sich kaum losreißen.
Begeistert war das Publikum von dem abwechslungsreichen Programm allemal. Das zeigte sich in dem minutenlangen Applaus am Ende des Konzerts. Mit Leib und Seele dabei waren die zahlreichen Zuhörer allerdings nicht. Bei mehreren Liedern nämlich lud der Chor sein Publikum zum Mitsingen ein - was nur wenige Konzertbesucher wahrnehmen. In dicke Mäntel gehüllt, lauschten sie lieber andächtig still dem Vortrag des Chores.
Das viele Plätze unbesetzt blieben, war schade, hing aber sicherlich mit dem Winterwetter zusammen.


Aachener Zeitung vom 27.12.2001

Zwischen ernster Stille und Jubel

Der Junge Chor: Konzert in St. Nikolaus - Ulrich Peters an der Orgel

von Sabine Rother

Aachen. Besondere Kostbarkeiten hatte Fritz ter Wey mit seinem Jungen Chor für das Weihnachtskonzert in der vollbesetzten Aachener Kirche St. Nikolaus vorbereitet. Im Feiertagstrubel Stille finden - ein Gedanke, der bei der "Messe solennelle" von Jaen Langlais (1907-1991) greifbar wird. Ein flehendes "Kyrie", das nachdrücklich und schmerzlich Beistand erbittet, das aufrüttelnde "Sanctus", ein dunkel-funkelndes "Benedictus" und das "Agnus Dei", das aus den Bässen zum hoffnungsvollen Friedenswunsch aufsteigt - sie werden im Chor in gewohnter Perfektion und mit so vielfarbiger Nuancierung interpretiert, dass die jenseitige "Architektur" dieses Werkes spürbar, der Klang durchsichtig wird. Ulrich Peters an der Orgel ist den Sängerinnen und Sängern im ganzen Konzert ein ebenbürtiger Partner mit seinem Spiel, das völlig mühelos wirkt und dabei höchste Virtuosität bietet.

Zum Liedgesang zieht der Chor in den Kirchenraum

Zum Liedgesang zieht der Chor von der Empore hinab in den Kirchenraum. War er bisher den Blicken entzogen, stehen Damen und Herren nun rechts und links in unmittelbarer Nähe des Publikums, um den mittelalterlichen Chorsatz "Personent Hodie" zu intonieren - eine gute Gelegenheit, um die Schönheit der Einzelstimmen bewusst zu registrieren. Endlich dann das erste Weihnachtslied zum Mitsingen. Und alle machten (laut oder leise) mit bei "The herald angels sing" oder "The first nowell". Bevor die Reise nach Skandinavien und zurück nach Deutschland geht, darf geschmunzelt werden bei Heinrich Waggerl: Johannes Konrads, Tenor im Chor, liest aus der heiter-besinnlichen Erzählung "Das ist die stillste Zeit im Jahr", ein Text, der viele schöne Erinnerungen vom Tannen- und Mandelduft bis zum leckeren Zimtstern weckt.
Sphärisch-meditativ das "Jul, jul stralande jul" von Gustav Nordqvist, beschwingt und heiter die weiteren Skandinavien-Lieder. Mit "Tochter Zion" (Georg Friedrich Händel) und "Es ist ein Ros entsprungen" (Michael Praetorius) gibt man der deutschen Weihnacht ihren Klang, wobei ter Wey, der seinem Chor feinste Nuancen abverlangt, zum Schluss nochmals zeigt, wie meisterlich hier Gesang erarbeitet wird: Nach dem gemeinsam gesungenen Praetorius-Lied stimmt der Chor nochmals alleine an - und lässt die "Rose" dabei im wahrsten Sinne "aufblühen". Anspruchsvoll die Zugabe: Felix Mendelssohn-Bartholdys empfindsamer Chorsatz "Denn er hat seinen Engeln befohlen."


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